Steh auf, nimm dein Bett und geh!
Markus 2,11
Im Religionsunterricht der vierten Klasse sollten wir unser Lieblingsbuch mitbringen. Stolz legte ich einen Band Donald Duck auf den Tisch. Die Lehrerin rümpfte ihre Nase. Ob ich denn nichts anderes lese, fragte sie.
Sie hatte keine Ahnung. Von Donald kann man für’s Leben lernen. Nämlich wie Scheitern geht. Donald Duck ist ein Stehaufmännchen. Auch der tausendste Misserfolg hindert ihn nicht, an das große Glück zu glauben.
Lieber Donald, wenn Du jetzt zuhörst, will ich dir folgendes sagen: du bist mein Held, eben weil du kein Held bist. In dir konnte ich mich wiederfinden auch in meiner Wut und in meinem Frust und in meiner Enttäuschung. Von dir habe ich gelernt, dass man einem Idioten keinen Stuhl an den Kopf wirft – die Vorstellung davon aber ungemein erleichternd sein kann. Du weißt, was Sinnkrisen sind. Du weißt, wie es ist, „ein Niemand, der allernichtigste Niemand in ganz Entenhausen“ zu sein. Du wirst es nie zu etwas Großem bringen. Dafür aber bist du nicht geizig wie dein Onkel Dagobert. Und auch nicht so eingebildet wie dein Vetter Gustav. Du lässt dich nicht unterkriegen: „Heut morgen ist mir die Zunge in den Rührfix gekommen, gestern Abend ist mir das Seifenpulver in die Rühreier gefallen und vorgestern ... na ja!“ ‚Auf ein Neues’ ist dein Wahlspruch. Du warst Erfinder, Profifußballer, Uhrmacher, Sheriff, Feuerwehrmann, Würstchenverkäufer und Privatdetektiv. Wenn das eine nicht klappt, dann versuchst du es eben mit dem nächsten.
Scheitern ist übrigens eine christliche Tugend. Weil ein Neuanfang immer möglich ist. Auferstehung nennt man das.
Gibt's auch zum Hören: NDR.Radiokirche
(www.radiokirche.de)
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Gerd (Montag, 11 März 2013 09:30)
Danke, ein großartiger Text! Ich habe Donald als Kind auch immer sehr gemocht (er konnte sich so herrlich aufregen!),übrigens genauso wie Lupo, diesem etwas verträumten und verfressenem "Tunichtgut" aus Fix & Foxi in seiner windschiefen Kate. Manchmal war ich aber auch ganz schön frustriert, dass Donald & Lupo nicht ein einziges Mal Glück hatten. Dass sie aber trotzdem (?) ein glückliches Leben führen, war mir als Kind noch nicht so klar. Ich musste beim Lesen übrigens spontan an das Lied "Wenn das Scheitern nicht wär" von Uta Köbernick denken, dass zu dem Text passt, wie die Faust aufs Auge. in diesem Sinne: Auf ein Neues!
Ana (Montag, 01 April 2013 20:36)
Sie sind die Beste...Das ist die schönste Osterpredigt an diesem WE!
* freudenwort (Mittwoch, 10 April 2013 13:13)
Tausend Dank :-)