Oma ist meine Heldin. Sie hat die 90 längst überschritten. Trotzdem hat sie weder die Neugier eingestellt noch das Leben. Bei ihr lernte ich Müsli essen, als das noch Vogelnahrung für Ökos war. Später tauschten wir Tofurezepte. Sie fand das eine schmackhafte Alternative zur Fleischwurst. Muffins spricht Oma zwar stur deutsch aus, verspeist sie aber mit Genuss.
Als vor einigen Jahren Opa starb, trauerte sie, räumte die Wohnung auf, eroberte Opas Lesesessel und entdeckte den Seniorentreff ihrer Kirchengemeinde. Als ich sie letztens besuchte, stand sie da mit einem Hammer in der Hand und überlegte, auf welche Weise sie am besten ein weiteres Loch in ihre Riemchensandalen bekäme. Es sah abenteuerlich aus, aber gelang.
Oma steht für mich für die „Generation Leben.“ Weil sie mir zeigt, dass man aus Nichts eine Suppe kochen, einen Schmerz beiseite wischen, ein Loch stopfen, einen Krieg und eine gefallene Liebe überleben kann. Depression wäre für sie niemals eine Option, stattdessen würde sie den Keller aufräumen. Oma ist die Meisterin des Pragmatismus. „Jeder Gang macht schlank“ und „Dreck reinigt den Magen“. Von ihr habe ich gelernt, dass man eigentlich jede Strecke zu Fuß gehen kann, und dass übertriebene Hygiene irgendwie suspekt ist. Oma hätte niemals ein Buch über Kindererziehung gelesen und trotzdem kannte sie die besten Spiele. Viele Möglichkeiten hat Oma nicht gehabt, aber sich darüber lange zu grämen, das wäre nicht ihre Sache. „Über verschüttete Milch nützt es nicht zu weinen.“ Das Leben hat doch genügend Alternativen.
* kann man auch hören: NDR Radiokirche
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postino (Freitag, 17 Januar 2014 11:34)
... bringt eine Sendung, möglicherweise von "Ilse Gertig". Das Bild zeigt
Eine Oma - und ihre erwachsene Enkelin gehen durch den frischgefallenen Schnee. Die Spur führt zu einem Baum. Sie umarmen ihn, erzählen sich und ihm goldene Gedanken. Und was sie sonst noch auf dem Herzen fühlen.
*Es sind glücksKINDER*