Als Gott die Welt schuf, machte er auch die Langeweile. Das gefiel nicht allen. „He“, riefen ein paar Leute, „was soll das?“ Sie wollten Optimierung. Effizienzsteigerung. Sie erfanden den Schnellkochtopf, dann die Mikrowelle und schließlich alles to go. Sie dachten, so kann man Zeit sparen, um Dinge zu erfinden, die helfen, noch mehr Zeit zu sparen.
Gott sah das anders. Er mochte die Langeweile. Und er wusste sehr wohl, was das sollte: Wer sich der Muße hingibt, kann von der Muse geküsst werden. Mit Ideen und Gedanken. Mit Unerhörtem und nie Gesehenem. Den Leuten mit dem Schnellkochtopf wird das nie passieren. Es sind dieselben, die beim Zugfahren ihr Emailpostfach in Ordnung bringen. Sie sehen nichts, weil sie an allem vorbeirauschen. Langeweile ist ihnen suspekt. Sie klingt unberechenbar und gefährlich. Auf einmal stünden sie da mit nichts als sich selbst. Und dann?
Als Kind hat uns die Langeweile zu neuen Ufern getrieben. Unser gelangweilter Blick fiel auf ein Brombeergestrüpp und auf einmal sahen wir eine Höhle und einen Schatz. Eine Pfütze wurde zum Ozean. Wir bauten Galaxien aus Lego. Malten Geheimschriften mit Kreide. Aus dem Boden unserer Langeweile konnten zarte Pflänzlein sprießen, die niemand ausriss. Wir waren Schöpfer und Schöpferinnen eines Universums, das aus dem Nichts entstand. Und heute? Was könnte sich alles entwickeln, ließen wir die Langeweile leben.
* kann man auch hören:
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Sylvana (Mittwoch, 13 August 2014 19:27)
Hallo Susanne,
das ist der Text aus unserer Kirchenvorstandssitzung.
Liebe Grüße
Sylvana
*freudenwort (Montag, 18 August 2014 07:54)
Dankeschön, Sylvana und liebe Grüße zurück! Susanne