Wir machen ein Experiment. Geh zum Hauptbahnhof oder in ein Schuhgeschäft. Ein Schwimmbad geht auch oder der Wochenmarkt. Wähle einen Ort, an dem andere Leute sind. Such dir eine Person aus und stell dir vor: Da steht Gott. Sieh an, denkst du. Sie hat eine Dauerwelle. Er trägt einen Pullunder. Er schaut gerade etwas mürrisch.
Es heißt, Gott kann man in allen Dingen finden. Das kann ganz schön verstörend sein. Wenn Gott überall ist, dann muss er auch im Gemüseverkäufer sein und in diesem nervigen Kind mit seinem plärrenden Smartphone. Ziemlich nah also.
Gott ist ein Vielleicht. Damit muss man leben können. In diesem Vielleicht liegt alles, weil in diesem Vielleicht alles möglich ist.
Ich stelle mir also vor, Gott steht vor mir. Sein Aussehen spielt keine Rolle. Auch die Bibel verliert kein Wort darüber. Gott steht vor mir und sagt: Ich liebe dich.
Wenn ich versuche, all die kitschigen Bilder, die ich in meinem Leben schon gesehen habe, außen vor zu lassen, dann ist das doch ein ganz außerordentlicher Gedanke.
Ich glaube, es wäre ein ichveränderndes Spiel, sich diese schlichte Szene täglich vorzustellen. Morgens nach dem Zähneputzen oder so.
in: Mut ist Kaffeetrinken mit der Angst. 40-mal anfangen
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Uwe Herde (Mittwoch, 28 Februar 2018 10:13)
Liebe Susanne,
Ein sehr feines Buch ist "Kaffeetrinken mit der Angst".
Es sind lauter Lieblingsgeschichten.
DANKESCHÖN