Die Welt ist voll Übel und heimlich wünsche ich mir manchmal, Gott würde durchgreifen. Weil ich selber nicht weiterweiß. Ich sage das natürlich nicht laut, denn ich glaube ja eigentlich nicht an Allmacht. Wenn es sie gäbe, hätte sie in jahrtausendlanger Geschichte ziemlich versagt. Trotzdem sterben Allmachtsfantasien nichts aus. Ein starker Mann soll es richten (wenn es sein muss, auch eine starke Frau). Das ist gerade unglaublich populär. Dass es starke Männer waren, die die schlimmsten Kriege entfesselt haben, ist eine Ungereimtheit, die dabei nicht weiter zu stören scheint.
Eine Seite von mir will also einen mächtigen Gott.
Er soll regeln, was die Weltgemeinschaft gerade nicht hinkriegt. Das wollen die anderen auch, die nennen Gott Trump oder Trump Gott, die Grenzen scheinen da fließend zu sein. Seit neuestem betrachtet sich auch Alice W. als inkarnierte Liebe. Das ist natürlich ein Fake-Profil, die Liebe tritt zwar in vielerlei Gestalt auf, ganz sicher aber hetzt sie nicht, hasst nicht, lügt nicht. Die Liebe ist, anders als die Äußerungen von Alice, freundlich, sie ereifert sich nicht, sie lässt sich nicht zum Zorn reizen. Der Liebe geht es nicht um Macht, sondern um Miteinander.
Jesus raucht eine Friedenspfeife aus Zucker und sagt: „Gott ist die Liebe, also wird das mit dem Durchgreifen nichts.“ Ich sage: „Schade“, und Jesus sagt: „Macht nichts, Gott ist in den Schwachen mächtig.“ Ich wende ein, dass Schwäche gerade nicht so gut ankommt. Jesus sagt, Schwäche sei noch nie gut angekommen. Damit kenne er sich aus. Die eigentliche Stärke läge darin, das auszuhalten. „Aber Liebe heißt nicht, alles zuzulassen. Weil dann aus Liebe Missbrauch wird.“
Dann bietet er mir einen Zug aus seiner Pfeife an. Ich schüttele den Kopf, weil ich keinen Zucker esse. Er nickt und lächelt, mit so viel Verschiedenheit können wir leben.
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